Archive der Stiftung Preußischer Kulturbesitz

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    Geheimes Staatsarchiv PK
    Zentralarchiv der SMB
    I. Geschäftsakten der Königlichen bzw. Staatlichen Museen zu Berlin bis 1945
    I/ÄM Ägyptisches Museum und Papyrussammlung - 1823 - 1945
    I/ANT Antikensammlung - 1834 - 1949
    I/BV Bauverwaltung - 1821 - 1968
    I/BV, Pläne - 1815 - 1945
    I/CL Chemisches Laboratorium - 1916, 1917, 1928
    I/FBS Frühchristlich-Byzantinische Sammlung - 1842 - 1946 (1957, 1958)
    I/GG Gemäldegalerie - 1827 - 1953
    I/GV Generalverwaltung - 1824 - 1947
    I/GF Gipsformerei - 1890 - 1951
    I/IM Islamisches Museum - 1896 - 1957
    I/KFM Kaiser-Friedrich-Museum: Hausakten - 1843 - 1966
    I/KKM Königliche Kunstkammer - 1696 - 1918
    I/KB Kunstbibliothek - 1887 - 1954 (1959)
    I/KGM Kunstgewerbemuseum - 1867 - 1946
    I/KK Kupferstichkabinett - 1843 - 1949 (1958)
    I/MK Münzkabinett - 1810 - 1946
    I/MVK Museum für Deutsche Volkskunde - 1891 - 1946
    I/MV Museum für Völkerkunde - 1831 - 1996
    I/MV, OAK Museum für Völkerkunde, Ostasiatische Kunstabteilung - 1896 - 1946 (1948)
    I/MB Museumsbibliothek / Jahrbuchredaktion - 1840 - 1946
    I/NG Nationalgalerie - 1801 - 1969 (1974)

    Vollansicht Bestand

    Archiv Zentralarchiv der SMB
    Gesamtsignatur: I/NG
    Laufzeit*: 1801 - 1969 (1974)
    Name*: Nationalgalerie
    Beschreibung: Die Alte Nationalgalerie wurde am 21. März 1876 auf der Museumsinsel eingeweiht. Mit der Berufung Ihres ersten Direktors, Max Jordan (1874-1895), wurde zugleich das Büro der Nationalgalerie im Jahre 1874 eröffnet. Von diesem Zeitpunkt bis zur historischen Zäsur im Jahre 1945 umfasst der Aktenbestand der Nationalgalerie
    einen Zeitraum von nur 71 Jahren. Umso bemerkenswerter erscheint es, dass im Verlauf
    dieser historisch kurzen Zeit, ein Aktenbestand von rund 50 laufenden Metern erwachsen ist, der, von geringen Verlusten abgesehen, die Zeitläufe überdauert hat. Der im Zentralarchiv aufbewahrte Aktenfundus gewährt aufschlussreiche Einsichten in Aufbau, Struktur und Arbeitsweise dieses Kunstinstitutes.
    Das Schriftgut dokumentiert nicht nur die Veränderungen im Hauptgebäude, im sogenannten
    „Stammhaus", sondern auch das Werden und Vergehen der verschiedenen
    Dependancen; der Bildnissammlung (Bauakademie), des Rauch-Museums (Orangerie
    des Charlottenburger Schlosses), der Modell- und Abguss-Sammlung (Landesausstellungsgebäude
    am Lehrter Bahnhof, Stadtbahnbögen), der Sammlung der Moderne (ehemaliges
    Kronprinzen-Palais) sowie dem daran anschließenden Schinkel-Museum mit
    den Kunstsammlungen Beuths (Prinzessinnen-Palais). Zugleich belegen die Akten die
    vielfältigen Betriebsabläufe der Galerie wie zum Beispiel zur Ausstellungstätigkeit und
    zu den Erwerbungsvorgängen, zum Leihverkehr und zu Restaurierungsmaßnahmen,
    auch zu Korrespondenzen mit Fachkollegen oder Privatpersonen sowie mit vorgeordneten
    Stellen, die in der Regel Berichte und Stellungnahmen aber auch Streit- und Denkschriften
    enthalten. Ergänzt werden die Bestände durch Personalakten, die ein Bild über
    Herkunft, Entwicklung und Stand der Person vermitteln und dem Leser eine Hilfe bieten,
    deren Motivation und Handlungsweise erkennen und nachvollziehen zu können. Da
    die Nationalgalerie immer vorrangig ein Museum der Gegenwart gewesen ist, sie sich
    mit der jeweils zeitgenössischen Kunstszene auseinanderzusetzen hatte, sind auch deren
    Schriftgutbestände für die kunsthistorische Forschung von besonderem Wert. Gespiegelt
    werden nicht nur die glanzvollen Höhepunkte zur Zeit der Einrichtung und Eröffnung
    der Galerie, sondern auch die restriktiven Verhältnisse in der Wilhelminischen
    Ära. Aufgezeigt werden die hoffnungsvoll betriebenen Neugründungen wie zum Beispiel
    die Sammlung der Moderne, auch „Museum der Lebenden" genannt, oder die Edition
    der Zeitschrift „Museum der Gegenwart" in den Weimarer Jahren, aber auch deren
    rückläufige Entwicklungen bis zum Niedergang und der Herrschaft des Nationalsozialismus.
    Die schrittweise Gleichschaltung der Museen ist ebenso aktenkundig wie die empfindliche Dezimierung eines großen Teils des Museumspersonals durch Einberufungen zum Wehrdienst im Verlauf des Zweiten Weltkrieges. Die verheerenden Auswirkungen der Aktion „Entartete Kunst" im Jahre 1937 und die Zerstörungen der
    Museumsgebäude gegen Ende des Krieges sind ebenfalls in Schrift und Bild dokumentiert.
    Die Geschichte der Nationalgalerie ist zwischen 1874 und 1945 in allen Phasen in den
    Akten überliefert. Die vollständig erhaltenen Postjournale (1874 - 1949) und ein Index
    für die Jahre 1914 -1949 ermöglichen den lückenlosen Zugang zu allen im Büro der
    Nationalgalerie registrierten Schriftstücke. Es können zum Beispiel alle künstler- und
    sammlungsspezifischen Briefeingänge oder Institutionen betreffende Anfragen oder
    Mitteilungen erfasst und dokumentiert werden. Die Ordnung der Akten erfolgt nach
    Sachgruppen, die in sich chronologisch gegliedert sind. Überliefert sind unter anderem
    Ausleihungen von Kunstwerken, alle Gebäude betreffende Bausachen,
    Leihnahmen, Sonderausstellungen, Ankauf von Kunstwerken mit den Beratungen der
    Landeskunstkommission, Angebote von Gemälden, Bildwerken und Handzeichnungen
    sowie die Versicherung fremder Kunstsachen, dabei die schriftlichen Überlieferungen
    zur Aktion Entartete Kunst". Vorhanden sind weiter Schriftgutbestände der Galerie
    zugedachter Geschenke, Vermächtnisse und Stiftungen, der Aufstellung von Kunstwerken
    sowie die Einrichtungsakten der Bildnis-Sammlung, der Sammlung der Moderne,
    des Schinkel-Museums mit den Sammlungen Beuths und des Rauch-Museums. Es
    gehören dazu die Akten zu Vereins- und Personalangelegenheiten bis hin zu der mit 680
    Akteneinheiten umfangreichsten Sachgruppe, den Künstlerspezialakten. Die Aktenreihen
    Ankäufe, Leihnahmen, Bausachen und Aufstellung der Kunstwerke dokumentieren
    die reiche Ausstattung des Hauses, das seitens des 1871 begründeten Kaiserreiches
    nicht nur als Sammelstätte vorwiegend preußischer Kunst, sondern in ihrer Ausstrahlung
    auch als Ruhmeshalle hohenzollernschen Geschichtsverständnisses, als „steingewordenes"
    Symbol der unlängst erlangten Macht interpretiert wurde. Aus den Leihakten
    wird ersichtlich, dass die Nationalgalerie seit Anbeginn als Leihgeber, als Ausstatter
    öffentlicher Einrichtungen und Behörden fungierte. Es wurden Museen, Landes- und
    Reichsbehörden, aber auch die deutschen Botschaften im Ausland mit Kunstwerken
    ausgestattet. Die Museen von Aachen bis Wuppertal-Elberfeld wurden ebenso bedient
    wie die Regierungs- und Oberpräsidenten der preußischen Provinzen, wobei die staatlichen
    und öffentlichen Einrichtungen der Hauptstadt Berlin mit über 90 Leihnehmern
    den größten Raum einnahmen. Neben der Befriedigung des Repräsentationsbedürfnisses
    vorgeordneter Stellen zeigen die Akten auch, dass mit dieser großzügigen Leihgabenpraxis
    seitens der Direktion auch ureigene Interessen verfolgt wurden. Hugo von
    Tschudi (Direktor 1896-1908) wollte nicht wie sein Vorgänger „patriotische Rücksichten" nehmen und sah vor, die vaterländischen Porträts und anderes „Minderwertige" aus
    der Galerie zu entfernen. Die Beseitigung der Raumnot in der Galerie erwirkte sogar
    die Zustimmung des Ministers, eine Liste der entbehrlichsten Kunstwerke zu erstellen,
    die dann je nach Bedarf als Leihgaben abgegeben werden konnten.
    Das Schriftgut zu den Sonderausstellungen bildet eine weitere umfangreiche Aktenreihe.
    Für die Jahre 1876 bis 1944 sind ohne Verluste über 230 Akteneinheiten überliefert.
    Monographische Ausstellungen, die zugleich als Verkaufsausstellungen fungierten,
    wurden in der Regel nach dem Ableben des Künstlers veranstaltet. Dabei finden sich in
    den Akten verschiedentlich auch Listen mit Besucherzahlen, Kostenaufstellungen zur
    Ausschmückung der Ausstellungssäle sowie kleine, schmale Kataloge mit zumeist von
    Hand eingetragenen Verkaufserlösen, die einen Rückschluss auf die Wertschätzung des
    jeweiligen Künstlers zulassen.
    Vorhanden sind ebenfalls Akten über die Einrichtung und Ausstattung der Nebengebäude
    der Nationalgalerie. Als erste Außenstelle wurde 1913 die Bildnis-Sammlung in der
    Schinkelschen Bauakademie eingerichtet. Justi griff einen seit über vier Jahrzehnten
    zurückliegenden und immer wieder aufkeimenden Gedanken einer Vaterländischen Porträtgalerie
    auf und konzipierte dafür großzügig die gesamte Bauakademie. Er erhielt
    jedoch nur neun Räume im Mittelgeschoß des Gebäudes zugewiesen, die er mit Fürstenbildnissen,
    Porträts von Generalen und Gelehrten, Wissenschaftlern und Technikern
    sowie Künstlerbildnissen ausstattet. Der verlorene Erste Weltkrieg, die Revolution und
    die Errichtung der Weimarer Republik konnten auf die Nationalgalerie wie auch auf die
    Bildnis-Sammlung nicht ohne Einfluss bleiben. Nach einer längeren Phase der Neuordnung
    wurde die Bildnis-Sammlung, jetzt weniger der Herrscher- und Militärgeschichte,
    sondern vorwiegend der deutschen Geistesgeschichte gewidmet, im Juni 1929 der
    Öffentlichkeit übergeben. Ihr Bestand währte nur bis zum Herbst 1933, wo sie dem
    zurückgeführten Schinkel-Museum weichen musste. Ein letzter Versuch anlässlich der
    700-Jahrfeier der Stadt Berlin, die Bildnis-Sammlung in das ehemalige Kronprinzen-
    Palais zu integrieren und als Dauerausstellung präsent zu halten, scheiterte. Im Herbst
    1937 wurde mit der Schließung des ehemaligen Kronprinzen-Palais auch die Bildnis-
    Sammlung endgültig abgebaut.
    Die Akten der Nationalgalerie dokumentieren auch die wechselvolle Geschichte weiterer
    Außenstellen, so die des Rauch-Schinkel-Museums und des Schinkel-Beuth-
    Museums, Einrichtungen jener großen Künstlerpersönlichkeiten, die das Kunstleben
    Berlins im 19. Jahrhundert wesentlich bestimmt hatten. Nachdem das Gebäude des ehemaligen
    Rauch-Museums in der Klosterstraße 1914 für den Abriss verkauft worden war,
    wurde der künstlerische Nachlass Rauchs in die ehemaligen Bildhauerwerkstätten der
    Hochschule der Bildenden Künste in Charlottenburg verbracht. Nach Umgestaltung des Gebäudes sollte hier im Obergeschoß auch der bisher in der Bauakademie beherbergte
    künstlerische Nachlass Karl Friedrich Schinkels sein Domizil finden. 1923 waren die
    Umbauarbeiten vollendet und das Rauch-Schinkel-Museum in der Hardenbergstraße
    hätte eröffnet werden können. Aber Ludwig Justi, mit der Aufstellung der Werke beauftragt,
    lehnte dies aus künstlerisch-ästhetischen und museal-praktischen Erwägungen
    ab. Da das Gebäude zugunsten einer Erweiterung der Technischen Hochschule 1928
    abgetragen werden musste, waren für die Sammlungen neue Lösungen zu finden. Die
    Bestände wurden wieder getrennt und das Rauch-Museum fand in der Orangerie des
    Charlottenburger Schlosses ein neues Domizil, das im Herbst 1930 eröffnet wurde. Für
    den künstlerischen Nachlass Schinkels fand sich eine attraktive Lösung im Prinzessinnen-
    Palais, das der Nationalgalerie 1928 zur Nutzung überwiesen worden war. Im Obergeschoß
    gelangte das eigentliche Schinkel-Museum mit Gemälden, Zeichnungen und
    Entwürfen des Meisters zu einer großzügigen, lockeren Präsentation, und das Untergeschoß
    blieb, neben einem Studiensaal für die Schinkelzeichnungen, den Kunstsammlungen
    Beuths vorbehalten. Am 13. März 1931, dem 150. Geburtstag Schinkels, wurde das
    Schinkel-Beuth-Museum feierlich eröffnet. Die veränderten politischen Verhältnisse
    des Jahres 1933 sorgten auch hier für ein abruptes Ende. Alois Schardt, 1933 für wenige
    Monate kommissarischer Leiter der Nationalgalerie und mit der Neuorganisation der
    Sammlung der Moderne im ehemaligen Kronprinzen-Palais betraut, ließ das Schinkel-
    Museum abbauen und verwies es zurück an die Bauakademie, wo es anstelle der ebenfalls
    abgebauten Bildnis-Sammlung, erneut Aufstellung fand.
    Umfangreich ist der Aktenbestand zur wichtigsten Dependance der Nationalgalerie, der
    Sammlung der Moderne im ehemaligen Kronprinzen-Palais. Ihr Wachstum, ihre aufsehenerregenden
    Sonderausstellungen sowie ihr Niedergang in der Aktion „Entartete
    Kunst" werden in den schriftlichen Quellen vielfach dokumentiert. 1919 bekam Ludwig
    Justi auf wiederholten Antrag einen Teil des Hauses, später das gesamte Haus zugewiesen.
    Hier präsentierte er Werke jener avantgardistischen Künstlerpersönlichkeiten, von
    denen hier nur Paul Klee, August Macke, Franz Marc, Ernst Ludwig Kirchner, Lyonel
    Feininger und Otto Mueller genannt sein sollen. Ausstellungen aus Berliner Privatbesitz
    gehörten ebenso dazu wie die Sonderschau junger Italienischer Kunst „Valori plastici"
    und die Überblicksausstellungen Dänischer und Norwegischer Malerei. Ebenso ist
    umfangreiches Aktenmaterial zur „Oslo-Ausstellung" vorhanden - einer Überblicksschau
    neuerer deutscher Kunst -, die durch Skandinavien geschickt wurde und letztmalig
    vor dem Machtantritt der Nationalsozialisten die Moderne im Ausland präsentierte.
    Nach 1933 organisierte die Nationalgalerie nur noch gemeinsam mit den Staatlichen
    Museen eine Reihe von Ausstellungen unter dem Titel „Deutsche Kunst seit Dürer", die
    über die Jahrhunderte zurückgreifend allgemeine Themen wie „Das Bildnis", Der Tanz", „Das Stilleben" oder „Das Ereignisbild" und Das „Sittenbild" zusammenstellten.
    Aus Anlass der Olympischen Spiele 1936 in Berlin veranstalteten die Museen eine
    umfangreiche, repräsentative Ausstellung „Große Deutsche in Bildnissen ihrer Zeit",
    die jeweils die besten zeitgenössischen Darstellungen bedeutender Persönlichkeiten des
    deutschen Sprachraumes zusammenfassten. Allein 43 Akteneinheiten bezeugen nicht
    nur den Umfang der Sonderausstellung, sondern belegen auch das kulturpolitische
    Anliegen dieser Präsentation.
    Eberhard Hanfstaengl (Direktor 1934, ab 1937 beurlaubt, 1939 in den Ruhestand versetzt)
    hatte versucht, die Galerie der Moderne durch leichte Veränderungen zu erhalten.
    Er ließ die „problematischen" figürlichen Darstellungen durch weniger aufsehenerregende
    Stillleben und Landschaftsdarstellungen der gleichen Künstler ersetzen. Seine Handakten der Jahre 1934 und 1935 bezeugen sein zurückhaltendes, diplomatisches Vorgehen in allen künstlerischen und kulturpolitischen Belangen, die seine Funktion als Leiter der Nationalgalerie betrafen. Im Zusammenwirken mit dem Generaldirektor der Museen, Otto Kümmel, und in Abstimmung mit dem Kultusministerium gelang es
    ihm, die Nationalgalerie dem drohenden Zugriff Joseph Goebbels zu entziehen, der die
    Galerie der Reichskammer der bildenden Künste zu unterstellen gedachte. Damit war es
    dem Direktor der Nationalgalerie möglich, die vielfach ihm angetragenen Ausstellungsgesuche
    zweit- und drittklassiger, sich vorwiegend national gebärdender Künstler abzuweisen.
    Auch schien es Hanfstaengl opportun, die Sammlung der Moderne im Obergeschoß
    des Kronprinzen-Palais während der Olympischen Spiele für das Publikum offen
    zu halten, bevor im Sommer 1937 die endgültige Schließung des Hauses verfügt wurde.
    Mit der Aktion „Entartete Kunst" fand 1937 eine Entwicklung ihr Ende, die 1919 mit der
    Einrichtung der „Galerie der Lebenden" begonnen hatte. Die Akten der Nationalgalerie
    gestatten einen präzisen Überblick über den Ablauf der Aktion „Entartete Kunst" in der
    Galerie. Vorhanden sind protokollarische Niederschriften über die Rundgänge der
    Beschlagnahmekommissionen und deren Wirken in den Sammlungen und Depots. Akribisch
    ausgeführte Beschlagnahme- und Transportlisten sowie die angeordnete Beendigung
    der Versicherung der ausgesonderten Kunstwerke und deren Löschung in den
    Inventaren offenbaren die Tragik dieser Vorgänge.
    Die überlieferten Auslagerungslisten und Transportverzeichnisse geben Auskunft über
    die vielfältigen Bemühungen der Museumsmitarbeiter, die Kunstwerke nach Ausbruch
    des Krieges geschützt unterzubringen. Die Werke wurden zunächst in den Kellerräumen
    derjenigen Häuser untergebracht, in denen sie sich befanden. Gemälde und Bildwerke
    der ersten und zweiten Kategorie verbrachte man im Verlauf des Krieges in die Tiefenkeller
    der Reichsbank, später in die Flaktürme am Zoo und im Friedrichshain. Gegen
    Ende des Krieges erfolgten wiederum Gemäldetransporte aus dem Flakturm Friedrichshain in das Werragebiet nach Merkers und aus dem Flakturm am Zoo nach Grasleben
    im Harz. Das Stammgebäude der Nationalgalerie und ihre Nebenhäuser wurden gegen
    Ende des Krieges schwer getroffen und weitgehend zerstört. Die Akten der Nationalgalerie
    wurden nicht ausgelagert, sie verblieben in der Registratur im Erdgeschoß des
    Stammhauses. In den Wirren der letzten Kriegstage gerieten sie aus der Ordnung und
    mussten nach Kriegsende aus verschiedenen Kellern und Nebengelassen zusammengetragen
    werden. Die Akten bezeugen das Chaos der letzten Kriegstage, aber auch die
    außergewöhnlichen Schwierigkeiten des Neuanfangs. Die Dächer der meisten Häuser
    waren zerstört, die Einrichtungen, soweit sie den Krieg überdauert hatten, blieben vorerst
    den Witterungsunbilden ausgesetzt. Es gab weder Heiz- noch Baumaterial, selbst
    das Papier war knapp, so dass die Protokolle der ersten Nachkriegs-Direktorenkonferenzen
    auf kleinen holzhaltigen A-5 Blättern, doppelseitig und einzeilig eng beschrieben,
    einerseits formal den Eindruck äußerster Not und Mühsal vermitteln, andererseits durch
    das zielstrebige und selbstlose Handeln der verbliebenen Museumsmitarbeiter wiederum
    Zuversicht ausdrücken.

    Erschließungsinformationen: Die Überlieferung des Aktenbestandes setzt mit der Einrichtung eines Büros in der Nationalgalerie 1874 ein und reicht bis 1945, in einzelnen Ausnahmefällen über das Kriegsende hinaus. Das Ordnungsschema der Akten folgt der preußischen Registraturordnung der Nationalgalerie, dessen thematische Gliederung in 63 Aktengruppen geordnet wurde. Die innere Ordnung der Akten erfolgt nach Sachgruppen, innerhalb einzelner Aktengruppen chronologisch. Der überlieferte Registraturzusammenhang ist anhand der alten Registratursignatur nachvollziebar. Um den ehemals vorhandenen Aktenbestand zu verdeutlichen, erschien es ratsam, auch die Verluste aufzunehmen und sie als solche unterhalb der Titelzeile zu kennzeichnen. Die überlieferten Aktentitel wurden in der Regel übernommen und nur in Einzelfällen der heutigen Schreibweise angeglichen. Aus separaten Akteneinheiten, die in der Registratur unter dem Titel „Schnellhefter“ geführt worden waren und verschiedene sachthematische Gruppen enthielten, wurden neu geordnet und angepasst. Diese Gruppe ergänzt besonders jene Aktenbestände zur Aktion „Entartete Kunst“ und zu den Aus-und Umlagerungen während des Zweiten Weltkrieges. Die ausführlich gehaltenen Enthältvermerke besitzen eine erläuternde Funktion und ermöglichen dem Benutzer einen leichten Zugang über die inhaltliche Vorrecherche. In einzelnen Fällen korrigieren und ergänzen die Enthältvermerke die Aktentitel und verweisen auf weiterführende Inhalte, die im Titel nicht zu ersehen sind. In der Aktenreihe „Ankauf von Kunstwerken. Beratungen der Landeskunstkommission“ werden neben den museumsspezifischen Erwerbungsvorgängen auch Aufträge zur monumentalen Malerei und Plastik behandelt, die öffentliche Einrichtungen in Preußen betreffen und weit über den Rahmen der Nationalgalerie hinausgehen. Insgesamt dokumentieren die Erwerbungs- und Leihakten sowie die Aktenreihe der Angebote die zentrale Stellung der Nationalgalerie innerhalb der deutschen Kunstmuseen. Dies betrifft im ausgehenden 19. Jahrhundert die frühen Erwerbungen für die Sammlung des „Stammhauses“ wie auch die Ankäufe und vor allem die rege Leihtätigkeit im Zusammenhang mit der Ausstattung der „Galerie der Lebenden“ in der Sammlung der Moderne im ehemaligen Kronprinzen-Palais. Eine Ergänzung zu den Sachakten stellen die Künstlerspezialakten dar, in denen neben parallelen Überlieferungen auch Ankaufs- und Ausstellungsvorgänge aufgeführt sind, die in den entsprechenden Sachakten nicht enthalten sind. Hier ist der Benutzer gut beraten, jeweils beide Aktenreihen zur Rate zu ziehen. Die in Auswahl vorgenommene Erwähnung von Namen in den Enthältvermerken beschränkt sich in der Regel auf eine erste und einmalige Nennung innerhalb einer Akteneinheit. In den Enthältvermerken wird für die der Nationalgalerie vorgeordnete Behörde generell die Bezeichnung „Kultusministerium“, abgekürzt: „Kultusmin.“ verwendet. Das Ministerium ging 1817 aus dem preußischen Innenministerium als Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten hervor. Nach der Novemberrevolution 1918 fungierte es als Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung und mit Übergang der preußischen Verwaltung in die Reichsministerien 1934 wurde es als Reichs- und preußisches Ministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung und ab Mai 1938 als Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung geführt. Nach Kriegsende unterstanden die Museen, so auch die Nationalgalerie, der Berliner Stadtverwaltung.
    Bemerkung zum Bestand: Weitere Schriftgutbestände zur Frühgeschichte der Nationalgalerie, insbesondere zur Wagenerschen
    Gemäldesammlung, zur Gründung einer „Vaterländischen Galerie“, zu Erwerbungen und Bauangelegenheiten
    der Nationalgalerie befinden sich in den Archiven der Stiftung Archiv der Akademie der Künste (PrAdK) und im
    Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (GStA).
    Im PrAdK: die Bestände PrAdK 123, 234, 2.1/042 bis 2.1/047 sowie die Sitzungsprotokolle des Senates der
    PrAdK, Nr. 56 bis 72 und im GStA: die Bestände Vz 318 Kultusministerium, ehem. I. HA, Rep. 76, Sekt. I, Abt. I, Nr. 1 und 2; Vz 225 Geheimes Zivilkabinett, ehem. I. HA, Rep 89 (2.2.1), Nr. 20421; Vz 321 Generaldirektion der
    Staatlichen Museen, ehem. I. HA, Rep. 137, I und II; Vz 292 Finanzministerium, ehem. I. HA, Rep. 151, Ic, Nr. 8242 und 8243.
    Archiv: Zentralarchiv der SMB
    I/SKS Skulpturensammlung - 1845 - 1957
    I/VAM Vorderasiatisches Museum - 1890 - 1984
    I/MVF Museum für Vor- und Frühgeschichte - bis 1945
    II. Geschäftsakten der Staatlichen Museen zu Berlin (Ost) 1945 - 1991/Geschäftsakten der Staatlichen Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz ab 1948
    III. Akten von Vereinen und Kommissionen (einschließlich Deposita)
    IV. Nachlässe (einschließlich Deposita)
    V. Archivische Sammlungen